Nachdem sich nun mein langes Wochenende dem Ende naht, wollte ich mal wieder etwas schreiben, da wieder einiges passiert ist. Wieso langes Wochenende? Ich habe bis heute frei und muss erst morgen wieder arbeiten. Denn am Montag und heute war hier Feiertag und weil ein Tag dazwischen sich in der Schule ja nicht lohnt, hatten wir dann noch Brückentag. Also sehr angenehm. Wobei man diese Feiertage nicht als Feiertage bezeichnen kann, denn hier gibt es zu dieser Zeit viel zu tun, aber später mehr dazu. Zunächst einmal habe ich am Freitag in meiner Arbeit an die Kinder und meine Arbeitskollegen deutsche Weihnachtsspezialitäten verteilt. Darunter waren diverse Lebkuchen, Anisplätzchen und Stollen. Allen hat es sehr gut geschmeckt und jeder hat gerne eine zweites mal zugegriffen. Natürlich habe ich wieder zu hören bekommen, wie extrem stark wir doch mit Gewürzen arbeiten. In diesem Fall natürlich Zimt und Anis (zu einem vorherigen Blog: Sie kennen hier Zimt, aber nur in Pulverform und es wird nicht sonderlich viel damit gebacken oder gekocht, zumindest im Vergleich zu Deutschland). Was mich natürlich nicht verwundert hat, war, wie mir eine Arbeitskollegin sagte, dass es diese einfachen Lebkuchen auch hier im Lidl zu kaufen gibt, aber sie hat sie noch nicht probiert, weil man es ja hier normalerweise nicht isst. Also man sieht: Lidl verbreitet die deutsche Kultur in der Welt :-).
(Wer nichts über das Schlachten lesen will oder kann, sollte den nächsten Absatz überspringen :-)
Am Samstag hieß es dann früh aufstehen. Denn ich habe mit Justo und seiner Familie eine Matanza gemacht. Matanza ist hier die Bezeichnung für „Wir schlachten selbst unser Schwein und machen Jamon und Salchicha“: Also eine Art Schlachtfest, das noch sehr viele Leute auf den Dörfern machen. Also sind wir in ein etwas weiter entferntes Dorf gefahren, um dort unser Schwein abzuholen. Glücklicherweise haben sie sich für ein Schwein Iberico entschieden, denn dieses hat einen viel besseren Geschmack. Aus diesem entsteht dann auch der typische Jamon Iberico, der hier auch als „Schwarzes Gold“ bezeichnet wird. Also haben wir unser Schwein auf der Weide gesucht und der Bauer hat es dann erschossen. Danach wurde es dann an der Halsschlagader aufgeschlitzt. Das Blut haben wir natürlich aufgefangen, um daraus eine Art Blutwurst zu machen. Also das ungefähr 170 kg schwere Schwein mit dem Gabelstapler auf unseren kleinen Anhänger geladen und wir sind wieder nach Puebla heimgefahren. Zu Hause hat sich dann erst einmal die Frage gestellt wie wir die 170 kg zu zweit vom Anhänger auf einen Tisch ziehen können. Nach mehreren Anläufen hat es dann glücklicherweise geklappt und wir konnten die Haare und die oberste Haut mit einem Brenner entfernen. Danach haben wir natürlich gestunken wie sonst was und der Gestank hat uns den ganzen Tag begleitet. Nachdem der Rest der Familie dann auch dazugestoßen ist und wir erst einmal was gegessen haben und eine kleine Siesta hatten, ging es dann daran das Schwein zu zerteilen. Aber natürlich zu Beginn mit großer Vorsicht, dass die Därme für die Wurst nicht beschädigt wurden. Danach ging es dann schon etwas schneller. Am Ende hatten wir dann also Lende, die beiden Hinterbeine, Rippen, Kopf und Sekret, ein Stück am Teil der Bauchwand, das hier als sehr gute Delikatesse gilt. Alle anderen Teile wurden dann kleingeschnitten, damit sie zur Wurstverarbeitung verwendet werden konnten. Dann wurden erst einmal die Hinterbeine – also die Jamones – draußen zum Trocknen aufgehängt. Die Vorderbeine kann man nicht verwenden, da sie kaum Fleisch haben. Lenden und Rippen wurden dann auf Kiefernzweige mit Salz zum trocknen gelegt. Das Fleisch und das Fett haben wir dann durch eine Zerkleinerungsmaschine für die Wurst laufen lassen. Am Abend haben wir das Sekret des Ibericos über dem Feuer gebraten. Und ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber das Fleisch hat wirklich einen komplett unterschiedlichen Geschmack im Vergleich zu einem normalen Schwein. In einem Restaurant muss man anscheinend für so ein Stück auch ungefähr an die 25 € zahlen. Am nächsten Tag haben wir ganz viel Wurst gemacht. Zunächst also Wurstbrät für Salchichon, Chorizo, eine Wurst mit Kartoffeln und eine Blutwurst fertig gemacht und danach alles durch die Wurstmaschine durchlaufen lassen, die natürlich per Hand zu bedienen war. Das Mittagessen war dann typisch für die Matanza: Wein mit Brot und angebratenem Wurstbrät. Sehr lecker. Danach gab es noch Migas. Eine einfache Spezialität hier. Das sind einfach in Olivenöl angebratene Semmelbrösel. Dazu frittierte Salchicha, frittierte Piemientos ( typische längliche spanische Paprika) und frittierte Schweinehaut.
Jetzt heißt es erst einmal warten. Die Würste hängen an der Decke und trocknen ungefähr 2 Monate, ebenso die Lende und die Rippen, wobei die noch ein bisschen länger brauchen werden. Und die beiden Jamones mit jeweils knapp 16 kg, also richtig große, lagern jetzt 16 Tage in Salz und müssen danach ungefähr ein bis eineinhalb Jahr abhängen. Die werde ich also voraussichtlich leider nicht mehr probieren können, aber den Rest dafür schon :-).
Am Sonntag Abend nach der Matanza habe ich dann für meine Freunde hier Glühwein mit Weihnachtssüßigkeiten gemacht. Das ganze hat sich dann eher dahin bewegt, dass es nicht mehr hieß wir trinken heißen Glühwein, sondern wir trinken ihn lieber kalt. Die Spanier waren es nicht gewohnt warmen Alkohol zu trinken und haben immer gewartet bis er kalt war. Aber wenn er kalt war, fanden sie ihn alle sehr gut. Natürlich waren sie wieder überrascht wie stark doch die Gewürze im Glühwein sind, aber das habt ihr euch ja bestimmt schon denken können. Alle haben am nächsten Tag nur gemeint, dass sie sehr gut und mollig warm geschlafen hätten :-).
Eigentlich wollte ich jetzt in diesen Tagen auch bei der Olivenernte mithelfen, da in Puebla fast jeder Oliven besitzt. Aber leider hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn seit Freitag regnet es fast durchgehend. Aber das wir sich bestimmt noch ergeben, mal schauen. Anbei ein paar Fotos von der Matanza.
Eigentlich wollte ich jetzt in diesen Tagen auch bei der Olivenernte mithelfen, da in Puebla fast jeder Oliven besitzt. Aber leider hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn seit Freitag regnet es fast durchgehend. Aber das wir sich bestimmt noch ergeben, mal schauen. Anbei ein paar Fotos von der Matanza.
Angebratenes Wurstbrät
Migas
Abhängende Würste
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